Übung macht den Meister

Ein schweres Erbe habe ich angetreten, indem ich versuche, in die Fußstapfen der Backfee zu treten und unseren Ruf zu wahren, den wir uns auch mit ihrer Hilfe erarbeitet haben. Aber es gelingt immer besser, und mit der Hilfe vom Chef, mit viel Geduld und allmählich eintretender Routine bin ich guten Mutes, dass wir auf diese Art weitermachen können, bis sich vielleicht am Horizont eine neue Option auftut. Im Moment habe ich großen Spaß dabei, die Rezepte auszuprobieren und freue mich immer wie ein Kind, wenn etwas gelungen ist.

Die Vogelsberger Schneeballtorte (Foto über dem Beitrag; der Name ist quasi selbsterklärend) ist gar nicht so schwer wie gedacht, wenn man die erforderlichen Hilfsmittel besitzt; die Sanddorntorte (Foto links) muss ich nach und nach geschmacklich noch besser abstimmen (was sich auch auf die Farbe auswirken wird); zur Zeit ist sie mir noch zu – sanddornig. Etwas milder, etwas mehr apricotfarben, dann wird das perfekt. Und die Karotten-Orangencrème (Foto rechts) sah auf Anhieb genauso aus, wie ich sie in Erinnerung habe.

Daneben probiere ich immer wieder neue Tarte-Rezepte aus, was neulich mal wieder zu einem Seelenschmeichler führte. Die Marzipantarte mit Himbeerkonfitüre habe ich in meinem Buch entdeckt; dabei stand als kleine Zusatzinformation aus der Rubrik nützliches Wissen, dass diese Tarte ca. 1860 in Bakewell erfunden wurde und in England daher unter dem Namen Bakewell Tart bekannt sei.

Die Tarte stand also neben meinen anderen Erzeugnissen in der Auslage, die ersten Gäste kamen, die eine Dame fragt mich, was das für ein Kuchen sei, und ich sage, Marzipantarte mit Himbeerkonfitüre. „Oh, Bakewell Tart! Davon nehme ich ein Stück!“ Im Erstversuch gebacken, und gleich kommt jemand, der damit eine Erinnerung verbindet. Und den Ritterschlag verpasste sie mir dann mit der Beurteilung, dass ihr meine Version sogar besser geschmeckt hat als in England, denn, sie war nicht so süß. Das größte Kompliment überhaupt, das ich für die Kuchen der Backfee andauernd gehört habe.

So machen wir also unverdrossen weiter, gönnen uns hier und da eine Pause, wenn es gesundheitlich erforderlich ist und freuen uns über jeden einzelnen Gast, der unseren Bemühungen seine Aufmerksamkeit schenkt.