Altes Land

Unser Urlaub liegt hinter uns und hat uns eine Woche ins Alte Land geführt. Nicht die beste Jahreszeit: man sollte zur Obstblüte kommen oder zur Obsternte. Aber das hat sich dieses Jahr ja nun nicht ergeben, und die Gegend ist zu jeder Zeit schön, vor allem, wenn man noch nie dort war.

Ein Hotel zu finden gestaltete sich nicht ganz einfach, ich hatte zunächst andere Pläne, die Havelseen oder die Ostsee, auch die Lüneburger Heide waren im Gespräch, Hauptsache flach und Wasser. Südlich von Stade haben wir dann ein süßes Hotel am Golfplatz gefunden, das auch Nichtgolfer aufnahm.

Wunderschöne Niedersachsenhäuser haben wir entdeckt, einen historischen Moorbauernhof besichtigt, Stade und Buxtehude erkundet, Konkurrenzbeobachtung im Café betrieben und abends wunderbar gegessen, Spargel und Fisch und andere Köstlichkeiten. Besonders in Erinnerung wird mir Worpswede bleiben, weil wir da am deutlichsten diesen fließenden Übergang aus dem Lockdown in die Normalität erlebt haben. Oder eben gerade nicht erlebt: wir konnten uns einfach nur vorstellen, wie es dort an einem normalen Wochentag ausgesehen hätte und waren froh über diesen Zustand des Wachtraums: ein großer, gänzlich leerer Busparkplatz, Restaurants mit Außenterrassen, die kaum belebt waren, die Käseglocke mitten im Wald, die der Schriftsteller und erste Stadtführer des Örtchens Edwin Koenemann sich vor hundert Jahren gebaut hat. Normalerweise vermutlich kaum Zeit für eine Besichtigung, wir stellten uns die Busgruppen vor, die vom Parkplatz dorthin und hindurch geschleust werden, so dass keine Muße für ausgiebige Bewunderung der kleinen Details geblieben wäre. Und wir als Altbauliebhaber hatten einiges zu staunen. Am liebsten wären wir natürlich mit dem Moorexpress hingefahren, aber der verkehrt frühestens wieder in der zweiten Jahreshälfte und auch dann sowieso nur an Wochenenden und Feiertagen. Wir hatten trotz unserer Blauäugigkeit mal wieder großes Glück, denn wir waren an einem Freitag dort, und die Käseglocke öffnet seit kurzem wieder von Freitag bis Sonntag jeweils für einige Stunden.

Ein Durchmesser von 10m, verteilt auf zwei Etagen, beherbergt dieses Häuschen unfassbare 12 Räume. Alles wirkt unendlich gemütlich, der Vorplatz lädt ein zu stundenlangem Sitzen auf kleinen Mäuerchen, ein Idyll erster Güte. Unser Besuch fühlte sich ein bisschen an wie Venedig ohne Kreuzfahrtschiffe. Dass das so bleibt, davon ist leider nicht auszugehen. Aber ein bisschen wandeln könnte sich die Touristik schon. Nicht wenig für viele, sondern viel für wenige, das hätte doch was. Klingt elitär, wird sich nicht durchsetzen. Uns hat es Spaß gemacht, auch, wenn Hans schon kurz nach Beginn unserer kleinen Wanderung am Ende war…