Die Tage sind so kurz, es ist kurz nach vier und stockdunkel draußen. Die erste Dezemberwoche ist um, die fünfte im Lockdown, und ich gewöhne mich mehr und mehr ans Nichtstun. Jeder Aktionismus fällt von mir ab, ein seltsames Gefühl. Immer hatten wir etwas zu tun, zu planen, zu organisieren. Jetzt kann ich alles in winzigen Portionen erledigen oder auf den nächsten Tag schieben.
Ich bin ein Leertischler. Was reinkommt, wird sofort abgearbeitet, und der Tisch ist wieder leer. Wenn ich das nicht tue, bleiben die Sachen liegen, das kenne ich von mir. Im Büro damals haben sie das nie verstanden, wahrscheinlich dachten alle, ich hätte nichts zu tun. Jetzt ist der Tisch fast immer leer und es ist schwer, damit umzugehen. Natürlich habe ich immer noch eine Liste im Kopf, was noch alles anliegt, bis wir wieder öffnen, aber nichts davon ist von besonderer Dringlichkeit. Also beschränke ich mich vorläufig auf die Sachen, bei denen ich im Anschluss das Gefühl habe, etwas wirklich Bedeutendes erledigt zu haben.
Corona ist in unserer unmittelbaren Umgebung angekommen, das macht mir große Sorge. Aber wie ich höre, sind die Symptome nur leicht, ich hoffe, das gilt auch für die Spätfolgen, die sich ja immer erst in großem Abstand bemerkbar machen. Die Zahlen gehen nicht zurück, und trotzdem redet immer noch alles davon, für Weihnachten die Restriktionen zu lockern. Ich bräuchte das nicht, wir mummeln uns ein und lassen die dunklen Tage vorübergehen.

Vielleicht fange ich wieder an zu stricken, ich muss irgendwas mit meinen Händen tun, puzzeln geht erst wieder, wenn die Bestellung eintrifft, die ich letzte Woche rausgeschickt habe. Ein Puzzle mit eigenem Design, eine Hommage ans Café, damit ich nicht vergesse, wie es dort aussieht. 1.500 Teile sind zwar keine besondere Herausforderung, aber mit eigenem Design ist das die maximale Größe. Ich bin schon gespannt, wie das aussehen wird.
Wir gehen jetzt zum gemütlichen Teil des Tages über, die Adventskerzen brennen, und Hans hat einen wunderbaren Rotwein aus dem Regal geholt. Dazu Lammbraten. Das Leben ist schön.