Ausgesperrt

Das dritte Wochenende nach unserer Wiedereröffnung geht zu Ende und es geht uns gut. Nach und nach finden sich alle unsere lieben Stammgäste wieder ein, ohne die das Leben nur halb so schön wäre, und freuen sich, dass wir wieder da sind.

Heute morgen stand kurzzeitig in den Sternen, ob wir überhaupt öffnen können. Wir hatten das Café wie immer durch die Backstubentür betreten, die von außen nur mit Schlüssel zu öffnen ist, da sie hier keine Türklinke sondern nur einen nicht drehbaren Knauf besitzt. Normalerweise öffnen wir als nächstes die rückwärtige Cafétür oder stecken einen Schlüssel ein.

Heute nicht.

Und was passiert? Die Tür schlägt zu, wir stehen beide im Hof und keiner hat einen Schlüssel. Ausgesperrt. Kein Telefon, kein Autoschlüssel, um nach Hause fahren und einen Ersatzschlüssel holen zu können. Die einzige Rettung: die Backfee anrufen, aber wie, ohne Telefon?

Also bei den Nachbarn geklingelt, die es über den Festnetzanschluss versuchten. Da ging natürlich keiner ran. Ich geriet schon in Panik, macht die Familie einen Sonntagsausflug, muss ich sonntags den Schlüsseldienst anrufen, der möglicherweise erst nachmittags oder gar nicht Zeit hätte und Unsummen kosten würde?

Die Nachbarin bot dann an, mich zur Backfee zu fahren, was wir auch taten, und wo uns auf unser Klingeln zum Glück geöffnet wurde. Die Backfee selber war nicht zuhause, konnte dann aber per Handy erreicht werden: sie war gerade auf dem Heimweg, der sie direkt am Café vorbeiführen würde.

HerrentorteSo ging alles gut aus und wir konnten pünktlich öffnen. Die Backfee hat herzlich gelacht, nachdem ihr selbst kurzzeitig das Herz in die Hose fiel: Wie, die Chefin steht bei mir vor der Haustür? Was ist passiert, muss ich nachbacken, hab ich was angestellt, war die Herrentorte schlecht? Nein, natürlich war die Herrentorte perfekt und konnte heute komplett verkauft werden.

Eine Sternstunde im Literaturcafé, die ich in dieser Form nicht wiedererleben möchte.