Tag 57

Nachdem sich in den letzten acht Wochen herzlich wenig getan hat mit unseren Balkonkästen – nur hier und da sprießt ein Pflänzchen, zu wenig, um die Kästen aufzuhängen bis Donnerstag -, haben wir vorgestern bei unserer Blumenfee fertige Setzlinge bestellt, die gut im Halbschatten gedeihen, und heute vormittag konnten wir jede Menge Fuchsien und Petunien abholen. Also ab auf die Terrasse und mit dem Pflanzen begonnen. Die winzigen Triebe aus unserem Erstversuch haben wir dabei soweit es ging stehengelassen, vielleicht wird das Ganze ja dann noch ein bisschen bunter.

Und gleich hatten wir wieder mit zahlreichen Widrigkeiten zu kämpfen. Zuerst fiel mir der komplette Blumenkasten auf die Treppe, als ich in meiner Ungeduld versucht habe, ihn allein am Mittelfenster im Obergeschoss aufzuhängen. Ich fluchte am Fenster, Hans unten im Café, wo er dabei war, die gerade eingetroffenen Teetassen auszupacken. Kannst du nicht warten?, brüllte er, und draußen blieben die Passanten stehen, um zu schauen, was es denn da gäbe. Es war so peinlich.

Danach haben wir erstmal die Treppe gereinigt und versucht, die Pflanzen zu retten, bevor wir die Kästen im Erdgeschoss angebracht haben. Das hat auch einwandfrei funktioniert und sieht sehr hübsch aus. Im Obergeschoss sind wir dann gemeinsam grandios gescheitert, denn, was soll man sagen, die Kästen passten nicht in die Halterungen. Obwohl sie als 100cm lang verkauft werden und wir die Halterungen mit Abstand 95cm ganz dicht an die Fensterbänke gesetzt hatten, passte nix. Warum? Weil die Kästen auch nur 95cm lang sind. Tolle Wurst. Jetzt haben wir die Aktion „Fassadenverschönerung“ auf das Erdgeschoss beschränkt, die Halterungen im Obergeschoss wieder abgeschraubt und die Kästen aufs Mäuerchen im Hof gestellt.

Wenigstens müssen wir keinen neunten Kasten nachkaufen als Ersatz für den, den ich auf die Treppe geworfen habe. Bei uns funktioniert einfach nie etwas im Erstversuch. Aber so macht es sich ja auch ganz hübsch.

Aus Berlin kam wieder ein langer Brief, über den ich mich sehr gefreut habe, nachdem ich mir schon Sorgen gemacht hatte, weil so lange Schweigen herrschte. Man gewöhnt sich ja so schnell an neue Gegebenheiten.

Auf SPON einen Artikel gelesen, der mich schon wieder in milde Panik versetzt. Am besten lassen wir unsere Gäste überhaupt nur auf die Terrasse und vielleicht noch in den Salon, wo die Abstände wirklich groß sind: der eine Tisch am Fenster zur Brüder-Grimm-Straße, der andere am Fenster zum Hof. Hitchcock lässt grüßen. Da das Wetter schön zu bleiben verspricht, können wir die Fenster den ganzen Tag geöffnet lassen, dann sollten die Viren sich hoffentlich verdrücken.

„She’ll lead you down a path“ – Bruce Springsteen, „Secret Garden“