Tag 40

Gestern war mein absoluter Tiefpunkt, und ich wollte den Beitrag schon überschreiben und den Tag aus meinem Gedächtnis streichen. Aber da ich mich später auch an die müden Zeiten erinnern möchte, lasse ich ihn stehen.

Heute haben wir unendlich lange geschlafen und uns beim Frühstück gefragt, wie es weitergehen soll. Ich hab Hans gestanden, dass ich allmählich die Energie verliere, auf einen eventuellen Tag der Wiedereröffnung hinzuarbeiten. Er hat ein bisschen bedröppelt geguckt, dann haben wir uns aufgerafft und das Unkraut vor unserem Haus und auf unserem Parkplatz ausgerupft, das Moos entfernt, und jetzt geht es mir besser. Es ist einfach mühsam, sich selbst an sein Lebensmotto zu halten und sich jeden Tag selbst aus dem Sumpf zu ziehen, solange darin kaum ein Sinn zu erkennen ist. Arbeit hilft immer, und wenn es nur Unkraut zupfen ist.

Ich komme immer öfter ins Grübeln, wenn ich auf unseren Veruch zurückblicke, ein Café zu führen. Wir sind mit einer so blauäugigen Unbekümmertheit daran gegangen, dass man sich schon wundern muss, wie gut wir angenommen wurden. Ja, ich habe vor dreißig Jahren mal eine gastronomische Ausbildung gemacht, aber was heißt das schon? Dass ich drei Teller gleichzeitig tragen kann, auch vier, wenn es sein muss. Ja, ich liebe was wir dort tun, aber ohne die Unterstützung durch die Backfee wären wir nie dort angelangt, wo wir bis zum Shutdown waren. Was wir selber dort tun, ist doch eher dilettantisch, im Sinne von liebhaberisch. Aber vielleicht stimmt es ja doch, was man sagt: wer nix wird, wird Wirt. Mit ein bisschen Liebe zum eigenen Angebot kann das vermutlich wirklich jeder.

FEBB9592-A59B-45FF-B6C4-BF8D07E4419EFür morgen haben wir einen Termin mit Frau Rohatsch vereinbart, die nun doch ihre Schmetterlings-Ausstellung wieder abbaut. Eigentlich war das schon für den 15. April vereinbart, weil ja am 18. die nächste Ausstellung eröffnet werden sollte. Ich hatte ihr dann angeboten, die Bilder einfach hängen zu lassen, bis wir wieder öffnen, aber nun will sie ihre Exponate lieber zuhause verwenden. Damit bin ich völlig einverstanden, obwohl es natürlich ein bisschen schade ist, dass die Wände dann wieder kahl sind, dort, wo wir selbst nichts hängen haben in ausstellungslosen Zeiten.

Ich werde eine neue Collage anfertigen mit den Fotos von Herrn G., „die Alte Apotheke im Wandel der Zeit“, und über dem großen Sessel im Vorraum zum Saal aufhängen. Dafür muss die Collage unserer kleinen Nachbarin weichen, für die ich vielleicht ein neues Plätzchen finde.

„There comes the dawn I am over this moment“ – Bruce Springsteen, „Shackled and Drawn“