Tag 25

Den heutigen Eintrag schreibe ich im Dachstübchen des Cafés. Ich bin hergekommen, um die Blumenkästen mit Wasser zu versorgen, obwohl das überflüssig scheint, denn es tröpfelt immer wieder mal vom Himmel. Außerdem ist es kalt und windig. Hans ist zuhause geblieben und bastelt am dortigen Dachstübchen herum.

EltvilleIch bin heute frustriert, und ich weiß nicht, ob es am Wetter liegt, daran, dass Montag ist, oder am „Spinnennetz“ von Joseph Roth, das ich ausgelesen habe und in der Hoffnung wieder ins Regal stelle, dass es irgendein Gast irgendwann mitnimmt, denn es zieht einen doch arg runter. Wie gern wäre ich über Ostern ein bisschen rausgefahren, ins Rheingau zum Beispiel, ein kleiner Spaziergang am Rheinufer und dann in einem der Bilderbuchörtchen Spargel essen. Wenn wir schon  nicht arbeiten dürfen, was nützen einem dann freie Feiertage?

An der Wand hier oben hängen die Flyer von allen Veranstaltungen, die wir schon im Café durchgeführt haben. Ein kleiner privater Schrein, den außer uns niemand zu sehen bekommt. Ich müsste eine andere Wand mit den Flyern behängen, deren Veranstaltungen wir absagen mussten. Überschrift: „Corona-Opfer“.

Luxusprobleme. Es geht uns doch immer noch gut, aber so ganz allmählich macht sich eine gewisse Sinnlosigkeit breit. Jetzt regnet es richtig, was zur Verbesserung meiner Stimmung nicht gerade beiträgt. Das einzige, was helfen würde, wäre eine Gruppe von Touristen, die, vom Regen überrascht, das Café stürmen und das Kuchenbüffet ausräumen. Stattdessen sitze ich hier in vollkommener Stille und bin frustriert.

Aber was hilft es. Zusammenreißen, Krönchen zurechtrücken, weitermachen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Menschen zurückkommen werden, denn Rausgehen und Wandern, Spazierengehen, Neues entdecken macht im Grunde nur Spaß, wenn man zur Belohnung irgendwo einkehren und die Eindrücke verarbeiten kann. Dann werden wir da sein.

„Put your makeup on, fix your hair up pretty“ – Bruce Springsteen, „Atlantic City“