Es ist Karfreitag und damit noch ruhiger als sonst; auch ruhiger als an allen anderen Karfreitagen, die wir in Bad Orb erlebt haben. Denn dann schweigen die Glocken der Martinskirche, und stattdessen laufen Kinder durch den Ort und rufen mit Rasseln und Klappern zum Gebet. Auch dieser Brauch ist heuer wegen Corona abgesagt worden und die Stille ist ein bisschen unheimlich.
Ich habe mal wieder die Poenichen-Trilogie aus dem Schrank geholt, denn wir haben beschlossen, heute einfach mal gar nichts zu tun. An Karfreitag werden keine Fenster geputzt oder Tapeten geklebt. Bei unserem nächsten Besuch in Steinau muss ich unbedingt ein größeres Konvolut von Büchern mitnehmen, die ich immer schon mal lesen wollte. Da hat man alle Ressourcen parat und muss auf hundertmal Gelesenes zurückgreifen. Aber der Stil von Christine Brückner gefällt mir noch immer so gut, dass ich das Buch auch zum 101. Mal gerne lese.
Ex-Kollege Vitus schickt Ostergrüße, ich hoffe, er und seine Frau und am liebsten auch alle anderen von unserem alten Team kommen irgendwann geschlossen ins Café, damit wir die wiedergewonnene Normalität gemeinsam feiern können. Wenn es sie denn jemals geben wird, denn im Grunde bin ich davon überzeugt, dass wir über sehr lange Zeit nichts mehr so machen werden wie noch vor einigen Wochen.
Am 4. Februar hat Vitus sein eigenes Glückwunschtelegramm auf unserer Tafel bekommen; jetzt arbeitet er, wie auch die anderen vom Team, vom Homeoffice aus. Ich bin froh, dass sie dort diese Möglichkeit wahrnehmen können, die Bank hat sich seinerzeit sehr schwer getan, damit anzufangen, und plötzlich geht es.
Für Kimberley: