Vierundzwanzig Grad Celsius! Was für ein wunderschöner Tag! Wie geschaffen für einen Eistee auf der Caféterrasse, ein Stück Apfeltarte mit Schlagsahne…
Auf dem Weg zum Einkaufen zwei Störche im Orbtal beobachtet, die im sumpfigen Gelände herumstakten und nach Futter suchten, leider zu weit weg für ein Foto. Im Supermarkt alles wie immer, kein Mehl, nirgends. Auf ZEIT Online ein ausführliches Interview mit Professor Streeck, der im Raum Heinsberg seine Studie durchführt, mit hochinteressanten Ergebnissen. Das Virus ist tot, wenn es auf totes Material trifft, also keine Gefahr beim Berühren von Gegenständen, die andere vorher berührt haben. Trotzdem fühlt es sich neuerdings seltsam an, den Einkaufswagen zu schieben. Es wird sich auch seltsam anfühlen, jemals wieder jemandem die Hand zu schütteln. Man stellt so viele Dinge in Frage neuerdings; ich denke immer wieder mal an die Kollegen aus Genf, die früher ins Büro kamen und immer mit drei Wangenküsschen begrüßt und verabschiedet wurden. Für mich seit jeher ein Gefühl der Selbstüberwindung, ich bin nicht so für Nähe zu jedermann.
Ich sitze bei offenem Fenster auf der Baustelle, die das Dachstübchen derzeit ist. Jetzt kann ich selbst gar nicht viel tun, bis das Tapezieren losgeht; Hans hat jede Menge Vorarbeiten zu leisten. Hier und da Löcher zuputzen, den Heizkörper abmontieren, die Verkabelung erneuern, Tapetengrund auftragen… So widme ich mich neben dem Tagebuch meinem Puzzle, das weitaus schneller voranschreitet als das vorige, ich bügle, ich koche… Heute gibt es Nudeln mit Hackfleischsoße und Zucchini, für morgen habe ich eine Lammkeule geholt. Ich koche Sonntagsbraten mitten in der Woche, damit wir etwas für mehrere Tage haben und nicht zwischendurch nochmal zum Einkaufen müssen. Pfannkuchen würde ich gerne mal wieder machen, leider ist mein Werkzeug dafür in die Backstube in Steinau gewandert, so dass ich hier nicht mal mehr ein Rührgerät habe.
Bei uns macht jeder was er am besten kann, und es liest sich wie ein schlimmes Klischee der Fünfziger Jahre. Aber Kochen kann ich nun mal besser als Tapezieren.
„You did the dusting, I did the sweeping“ – Bruce Springsteen, „Trouble in Paradise“