… saß da ein junger Mann, der sich aus der Geburtstagsgesellschaft zurückgezogen hatte, weil er noch Schularbeiten zu machen hatte. Ausgerechnet einen Aufsatz zu Goethes Faust sollte er schreiben, und ich wünsche mir so sehr, dass der Text gelungen ist, saß doch Goethe mit ihm am, vielmehr auf dem Tisch. Mehr an Inspiration ist wohl kaum möglich.
Mich hat die Szene sehr berührt, weil sie für so ziemlich alles steht, was ich mir für unser kleines Schmuckstück erträumt habe: im Saal wird gefeiert, im Café gehen weitere Gäste ein und aus – und trotzdem findet der junge Mann noch einen Rückzugsort, an dem er völlig ungestört und nur für sich sein kann. Ein Buch lesen, für die Schule arbeiten, sich inspirieren lassen.
Vielleicht besucht er uns ja eines Tages wieder, als frischgebackener Literaturdozent mit Fachrichtung „Goethe und das Kollektiv – wie das Individuelle in der Gemeinschaft aufgeht, ohne sich selbst zu verlieren“. Das habe ich neulich in einem Zeitungsartikel gelesen, und ich finde, es passt zur Alten Apotheke: jeder Raum ein Individuum, das Teil des Ganzen ist und trotzdem seine eigene Berechtigung nicht verliert.