Der Glücksfall schlechthin für unser Projekt war das Labor des Apothekers. Wände und Boden waren fast vollständig gefliest und damit perfekt geeignet, in unsere Backstube verwandelt zu werden.
Trotzdem gab es noch genug zu tun, vor allem im Lager, das vollgestellt war mit Regalen, auf denen sich bergeweise alte Medizinbücher stapelten und allerlei anderer Kram, der sich so ansammelt, wenn man einfach nichts wegschmeißen kann.

Die Bezeichnungen „heute“ und „letzte Woche“ beziehen sich auf den August 2015.
Der Fußboden war gesprungen und denkbar ungeeignet, um Lebensmittel zu lagern; eine Personaltoilette musste eingebaut werden; in der Backstube wurde die Decke abgehängt und neu verputzt, ein durchdachtes Stromkonzept musste her, Wasser, Abwasser, eine endlose Reihe kleinerer und größerer Aufgaben, die nach und nach angegangen wurden. Und natürlich passierten Missgeschicke der gröberen und der feineren Art.
- „
Also,“ sag ich eines Tages zu Hans, bevor wir den Gastroeinrichter zu einer Begehung bestellten, „hier kommt die Spüle hin, da die Spülmaschine…“ – „Spülmaschine? Da hab ich gar keinen Abfluss für!“ Ja, logisch. Wer braucht in einer Küche eine Spülmaschine?
- Der Fliesenleger ist da und bereitet alles für das Fliesen der hinteren Wand vor. Tage vorher hat Hans die neu gezogenen Steckdosen mit roten Abdeckungen versehen, die zu genau solchen Zwecken einen kleinen Nippel besitzen, der aus dem Putz oder Fliesenmörtel herausragt. Wie immer hatte ich – zum Glück – alles fotografisch dokumentiert. „Herr Ranft, ich brauch mal Ihrer Frau ihr Handy.“ Was war passiert? Die Steckdosen – alle überputzt und verschwunden.
Hans bohrt eine Wand an, um ein Kabel zu verlegen, und es beginnt im gesamten Küchen- und Lagerraum nach Abfluss zu müffeln. Tage-, wochenlang. Bis wir eine passende Firma gefunden hatten, die feststellte, dass tatsächlich das alte, bleierne Abflussrohr von der über der Küche liegenden Toilette vermutlich schon vor Jahrzehnten gesprungen war. Man möchte sich nicht vorstellen, was da alles in die Wände gezogen war. Also wurde die Küchenwand aufgestemmt und ein neues Rohr verlegt.
Irgendwann im letzten Frühjahr fiel uns auf, dass die Backstube nur durch Türen mit einer Breite von 67cm begehbar ist, sowohl von außen als auch von der Caféseite her. Wie sollten da die Einrichtungsgegenstände durchpassen? Also musste die Tür verbreitert werden, wobei uns der Zimmermann, der auch bei der Renovierung der Fassade hilfreich war, gute Dienste geleistet hat.
- Der Gastroeinrichter hat alles begutachtet, ein Angebot erstellt, nach einigen Korrekturen wurde alles in Auftrag gegeben. Und es dauert. Und dauert. Ja, die Küchenzeile ist noch nicht fertig. Ich frage dezent nach dem Kühlhaus. „Oh, das Kühlhaus? Das hatte ich jetzt gar nicht auf dem Schirm.“
Na ja. Zum Abschluss wollte ich gerne ein paar Bilder von der fertigen Backstube zeigen, aber das muss ich dann nachreichen.
ich bin wirklich begeistert von deiner berichterstattung –
du bringst das richtig anschaulich und kurzweilig rüber.
diese kleinen und auch größeren auseinandersetzungen
mit den gegebenheiten im haus –
man kann sich das so richtig vorstellen und mitfühlen.
ich sehe da beispielsweise aufgeblasene puh-backen,
rollende, zum himmel aufschauende augen,
stille und laute verwünschungen und auch deftige flüche mitunter –
und kann mir noch so einiges mehr denken.
und es gibt auch den spaß daran, etwas wachsen zu sehen,
die vielen glücksmomente, die damit verbunden sind,
und natürlich auch die freude über abgeschlossenes, fertiges.
wer ein solches projekt wie das eure angeht, ist gefordert –
manchmal vielleicht anfangs ein bisschen überfordert,
aber auf jeden fall immer herausgefordert.
ich wünsche euch weiterhin gute fortschritte in allen belangen.
LikeGefällt 1 Person
😀 Das freut mich, wenn es kurzweilig geblieben ist! Und die Eindrücke, die du vom Lesen schilderst, entsprechen tatsächlich jenen, die wir in der Wirklichkeit hatten, vor allem das Augenrollen, zu dem ich in der Tat neige! 🤗
LikeLike