The Little Domestic

Neulich hatte auch ich mal wieder Geburtstag – bleibt ja nicht aus, trifft uns schließlich alle, einmal im Jahr. Aus zwei Gründen hatte ich mir gewünscht, dasselbe Restaurant aufzusuchen, in das Hans mich im letzten Jahr geführt hat: den Dachsbau in Fulda.

Zum einen kann man dort wirklich ausgezeichnet essen, es gibt eine exzellente Weinkarte, der Service ist familiär und professionell zugleich, auch die Atmosphäre und die Einrichtung entsprechen ganz meinem Geschmack.

Zum anderen hatte ich mich seinerzeit unsterblich in einen der zahlreichen Drucke verliebt, die die Wände des Restaurants schmücken, hier ein Foto, das ich damals gemacht hatte und in dem sich die Wandlampen des kleinen Séparés spiegeln, in dem wir saßen:

Nun hatte ich mir also vorgenommen, den Betreiber – der selbst im Service arbeitet – zu fragen, ob er mir die kleine Kostbarkeit verkaufen würde. Ich wusste auch schon genau, wo im Café ich die kleine Hausdienerin („The Little Domestic“) aufhängen würde.

Während er den Wein entkorkte, trug ich meine Bitte vor, und tatsächlich war das Bild verkäuflich, denn der gesamte Bestand wurde vom Vorbesitzer übernommen, der seinerzeit die Grafiken von einem örtlichen Antiquitätenhändler ausgestellt hatte. Die damalige Preisliste existierte noch, und so wechselte zum Ende des Abends der Druck den Besitzer. Nun müssen wir noch einen neuen Rahmen finden und testen, ob das Bild dort, wo ich es mir vorstellen kann, auch wirklich voll zur Geltung kommt.

Noch ein paar Worte zum Künstler: Richard Westall war ein englischer Maler, der von 1765 bis 1836 lebte und einige ähnliche Gemälde geschaffen hat, die das ländliche Leben in England romantisieren. Auch illustrierte er zahlreiche Bücher zeitgenössischer englischer Autoren. Ursprünglich handelte es sich bei der kleinen Domestikin um einen Farbdruck, doch ehrlich gesagt gefällt mir die Variante als Schwarzweißstich viel besser. Im Internet habe ich das Original gefunden, hier ganz ohne die Spiegelung durch die Wandlampen.