Von Monets Leserin habe ich erzählt und dass ihr gegenüber ein Gobelin nach einem Motiv von Monets Freund Daniel Ridgway Knight hängt. Obwohl es sich um ein Fundstück vom Flohmarkt handelt und damit eigentlich in die Kategorie „Seele“ gehört, obwohl es einem Kunstwerk nachgebildet ist und damit in die Kategorie „Geist“ passen würde, erscheint seine Geschichte hier, weil mal wieder unsere liebe Freundin Carmen Sendelbach ihre Finger im Spiel hatte. Trotzdem zunächst ein kleiner Exkurs zu Ridgway Knight:
Er war gebürtiger Amerikaner, verbrachte aber große Teile seines Lebens in Frankreich, wo er 1924 auch starb. Neben Monet war er mit Renoir und Sisley befreundet, auch wenn sein Stil alles andere ist alles impressionistisch. Er malte hauptsächlich ländliche Szenen mit jungen Landarbeiterinnen, wie eben auch in unserem Fundstück, das wir auf dem Antikmarkt im Sprudelhof in Bad Nauheim entdeckt haben.
Es befand sich in einem jämmerlichen Zustand, daher riefen wir Frau Sendelbach um Hilfe an. An dem ausgeblichenen Gesamteindruck konnte auch sie nur wenig ändern, aber wenigstens schaffte sie es in mühevoller Kleinarbeit, den Wandbehang von seinem Holzrahmen zu lösen, auf den er aufgenagelt war, und mithilfe einer Rückenverstärkung und einer neuen Zierleiste wieder in Form zu bringen.




Mit der Kamera ließ sich nur schwer einfangen, wie der Gobelin von oben nach unten, der Schwerkraft folgend, herabgesackt war, so dass er sich am unteren Rahmen ausbeulte, wärend der obere Bereich sich verzogen hatte und die Kettfäden zu sehen waren. Durch das Aufnähen auf ein Stück Leinen wurde der Wandteppich insgesamt verstärkt und ausgeglichen.


Zum Schluss wurde der alte Rahmen wieder aufgesetzt und in den äußeren Rahmen mit seinen antiken Verschlussriegeln eingepasst. Jetzt hängt er im Salon als eindrucksvolles Einzelstück und zieht große Aufmerksamkeit auf sich. Ob es all die Mühe wert war, wo wir nicht einmal wissen, wer den Gobelin gewebt hat? Wer weiß. Der Wert besteht für mich darin, Altes zu erhalten und in möglichst sachkundiger und liebevoller Art zur Geltung zu bringen. Und das ist jederzeit alle Mühe wert.