Im Zentrum des Gedankens „Literaturcafé“ steht seit Beginn der Planungen unser Lesungsraum im ersten Stock, dessen Entstehung ich bereits im Beitrag „Zerstörungswut“ geschildert habe. Jetzt ist er vollständig eingerichtet und erwartet zum Weihnachtsmarkt am 2. Dezember seine ersten Besucher.
Dem Leser in seiner Studierstube sind dabei keine Grenzen gesetzt, er kann im bequemen Sessel Platz nehmen, im Schaukelstuhl, oder er geht auf und ab und mischt sich unter seine Zuhörer.
Charles Dickens hat uns vorgemacht, was bei einer Lesung alles möglich ist. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb in einem Artikel vom 24. Januar 2015:
„Beleuchtung und Ton – als Charles Dickens die Autorenlesung erfand, kümmerte er sich um jedes Detail. Er ließ ein spezielles Vortragspult bauen, achtete darauf, dass die Lichter am Bühnenrand den Schatten des Pultes nicht auf sein Gesicht warfen, und dachte sich eine Art Wandschirm aus, der hinter ihm aufgestellt wurde, den Schall reflektierte und dem Autor half, in den großen Sälen Gehör zu finden, in denen er auftrat.“
Ein Vortragspult haben wir im Bedarfsfall auch, allerdings nicht geeignet zum Aufstützen. Es handelt sich eher um eine Art Notenständer. Daneben ist aber kein großer Aufwand nötig, um auch in den hinteren Reihen gehört zu werden, da lediglich zwanzig Personen im Zuhörerraum Platz finden. Es geht gemütlich zu bei uns und heimelig.
Von Dickens habe ich natürlich Oliver Twist gelesen, David Copperfield, die Weihnachtsgeschichte, kürzlich erst Große Erwartungen, im letzten Jahr die Geschichte zweier Städte, aber mein großer Liebling ist und bleibt Bleak House. Die erbarmungslos zähen Schilderungen des Falls Jarndyce gegen Jarndyce, die Beschreibungen von Old Bailey und seiner Umgebung, demgegenüber der zarte Tonfall, wenn Esther in der Ich-Form ihre Geschichte erzählt – anrührend und abstoßend zugleich. Unbedingt auf meiner Liste stehen jedoch noch die Pickwickier, vielleicht ein Projekt für 2018. Wenn ich Zeit dafür finde, neben all den finalen Vorbereitungen für das Literaturcafé.