Die Gästetoiletten

Ja, die Gästetoiletten. Das alte Badezimmer. Es ist so schwer, hier Anfang und Entwicklung und Ende zu dokumentieren, aber einmal muss es ja sein. Also versuchen wir mal, das ordentlich zu rekonstruieren.
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Die Apotheke fand ja lediglich im Erdgeschoss statt. Das gesamte Obergeschoss war Wohnbereich. Riesige Räume, viel Diele und verschwendeter Platz, endlose Wege. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie sich das angefühlt hat, hier zu leben. Und wir haben ja nur den letzten Zustand kennengelernt; wie das vor hundert, zweihundert Jahren ausgesehen haben mag, da fehlt mir jeglicher Zugang.

IMG_0107Das Bad war wohl erst wenige Jahre vor unserer Übernahme restauriert worden, weil die Balken zu verfaulen begannen. Und was für ein Riesenbad war das! Ein gewaltiger Raum nur mit einer Dusche, einer Toilette, einem Waschbecken und einer scheußlichen Fototapete. Aber eine glückliche Fügung, besaßen wir doch damit einen Ausgangspunkt, unsere Gästetoiletten einzurichten: es gab einen Wasserzufluss, und es gab einen Wasserabfluss.

Also haben wir uns darangemacht, mittels einer Skizze die Damen- und die Herrentoiletten zu lokalisieren. Weil der Vorraum ähnlich geräumig war wie das Badezimmer, beschlossen wir, diesen zu verkleinern und das Bad zu vergrößern.

Wieder einmal hatten wir riesengroßes Glück, da sich der freigelegte Schrägbalken ideal als Trennung zwischen den beiden Waschbecken eignete. Ein zweiter Kamin kam ebenfalls zum Vorschein, und was wir darin für Abfälle gefunden haben, darüber schweigt der Dichter lieber.

Entsprechend unserer Skizze hat Hans Wände gemauert und Türdurchlässe freigehalten. Wir haben – mal wieder – Berge von Schutt entsorgt und uns die Hände blutig geschrubbt beim Ablösen des Bodenbelags. Der neue Fußboden musste in der Höhe mit dem Vorraum angeglichen werden, um Stolperfallen zu vermeiden; es stellte sich die Frage, wie wir die Zu- und Abflussrohre verlegen, um ausreichend Fallhöhe zu bekommen und nicht zuviel Platz zu verschwenden.

IMG_1125Dann kam der Verputzer, und endlich, endlich konnte ich mich mal wieder einer meiner Lieblingsaufgaben widmen: dem Aussuchen passender Fliesen. Ich habe etwas gefunden, das nennt sich Majolica und vermittelt den herrlichen Eindruck, als seien die Fliesen schon seit Ewigkeiten an Ort und Stelle, weil sie diese rissige Optik aufweisen.IMG_1212

Der Boden im Waschraum sollte mit Absicht die Dielenoptik aus dem Vorraum verlängern; schlussendlich kamen die Waschbecken, die den Farbton des Fußbodens wieder aufnehmen. Ich glaube, das Ganze ist wirklich gelungen und kann sich sehen lassen.

IMG_1279Meister Jens Föller aus Schlüchtern hat hier ein echtes Meisterwerk vollbracht. Zwei kleine Details fehlen noch in diesem Beitrag, die bekommen einen besonderen Platz in der Rubrik „Seele“.D3A69CE3-D817-40E5-ACBE-2D2537CFA686