Katharinenmarkt

Was für ein Wochenende.

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Aus gegebenem Anlass heute mal was Aktuelles zum Thema Seele.

Von Freitag bis Sonntag fand in Steinau der alljährliche Katharinenmarkt statt, was uns, auch angesichts des traumhaften Oktoberwetters bei Temperaturen bis 23°, auf die Idee brachte, einen inoffiziellen Tag der Offenen Tür zu veranstalten. Weil der erste Tag sich schon sehr erfolgreich, wenn auch etwas chaotisch gestaltete, haben wir den Sonntag gleich drangehängt.

Am Samstag Mittag begaben wir uns mit einem frisch gebackenen Streuselkuchen und geringer Vorstellung von dem, was uns bevorstand, an Ort und Stelle. Um 14.00h haben wir die Vordertür geöffnet und um viertel nach sieben vollkommen sprachlos und erschlagen wieder geschlossen. In der Zeit dazwischen gaben sich die neugierigen Besucher, Steinauer wie auch Auswärtige, die Klinke in die Hand. Wir haben alle durchs Haus geführt, im Erdgeschoss erklärt, wie wir das Café gestalten wollen und warum es so aussieht, wie es aussieht, im Obergeschoss vorgestellt, welche Art von Veranstaltungen wir planen. Dazwischen immer wieder erläutert, welche baulichen Veränderungen wir vorgenommen haben – so wenige wie möglich und so viele wie nötig.

CA124879-4A28-4303-9122-01B89C3492C5Dasselbe wiederholte sich am Sonntag, und das Interesse war unermesslich, auch wenn unserem Kuchen nur wenig zugesprochen wurde. Die meisten hatten gerade an einem der Marktstände gegessen oder kamen vom Mittagessen. Für uns stellte das kein Problem dar, konnten wir doch zumindest vor Augen führen, was wir vorhatten mit unserem Kuchenangebot: wohlfühlen wie bei Oma am Kaffeetisch, Kindheitserinnerungen und Gemütlichkeit in einem ganz besonderen Ambiente.

Der Erfolg war durchschlagend, und wir konnten feststellen, dass wir mit unserer Entscheidung, die Öffentlichkeit erst in die fertig renovierten und beinahe abschließend eingerichteten Räume zu lassen, goldrichtig lagen. Wir hatten ja zahlreiche Anfragen im Laufe der Jahre, ob wir nicht schon einmal zu den Märchentagen, zum Katharinenmarkt oder zum Weihnachtsmarkt das Haus öffnen und eine kleine Veranstaltung vornehmen wollten. Wir wollten nicht. Aus den unterschiedlichsten Gründen: Versicherung, Neugier nicht zerstören, die Planung nicht unterbrechen.

Und wir wurden verstanden. Das war an diesem Wochenende deutlich zu spüren. Immer wieder hörten wir, wie geschmackvoll alles geworden ist, wie sehr wir den Geist des Hauses erhalten und doch etwas ganz Eigenes hinzugefügt haben, wie innig die Liebe und das Herzblut zu spüren seien, die wir in das Projekt gesteckt haben.

Und so verabschieden wir das Wochenende mit diesen Eindrücken:

  • dem Ehepaar, das beim NaBu aktiv ist und unseren Veranstaltungsraum für Vorträge nutzen will;7D62AD26-DB62-4ECF-A3EF-2E6A0D8F6E79
  • den beiden Autoren, die sich in den Lesungsraum verliebt haben und ihre Bücher zu Gehör bringen werden;
  • dem kleinen Mädchen, das den Kinderthron entdeckte und dort selig an ihrem Stück Streuselkuchen knabberte;
  • den beiden Damen, die meinten, wir hätten doch einen Klingelbeutel aufstellen sollen, bestimmt hätte jeder seine Anerkennung in bare Münze umwandeln wollen;
  • all den alteingesessenen Steinauern, die die Apotheke noch aus ihrer Kindheit kannten und dennoch lieben, was daraus geworden ist – wie leicht hätte das Experiment missglücken können;
  • der Dame, die im April ihren 70. Geburtstag feiert und sich von Herzen wünscht, dass wir das bei uns ermöglichen können und
  • dem ehemaligen Bürgermeister, der als letzter Gast am Sonntagabend unser Kleinod gewürdigt hat, nachdem er zuletzt kurz nach unserem Start im Frühjahr 2013 den Rohbau besichtigt hatte und das Konzept geschildert bekam. Er ist zutiefst beeindruckt davon, wie akkurat wir genau das umgesetzt haben, was uns damals vorschwebte.

Und ja, das liest sich jetzt alles weg als würden wir nun ein bisschen abheben und uns einbilden, wir hätten den Stein der Weisen gefunden, aber nein, alles was uns erfüllt ist pure Freude. Vielleicht können wir Steinau wirklich etwas von dem schenken, was uns selbst mit dem Projekt verbindet: die Idee, Menschen aus der Hektik und den Problemen des Alltags für einen Moment entführen und mit dem Gefühl, etwas Leichtigkeit und Gelassenheit gewonnen zu haben, wieder in diesen entlassen zu können.

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