Da lag er nun also vor uns, der wunderschöne Gobelin, und was war? Er hatte einen Riss, der sich fast über die gesamte Breite hinzog. Obwohl wir ihn, seit wir ihn bekommen hatten, aufgerollt und gut verpackt aufbewahrt hatten, war ihm dieses Missgeschick wohl durch die vorherige jahrelange Lagerung in gefaltetem Zustand zugestoßen.
Wie geköpft sah es aus, das arme Tier.
Da ging die Suche los nach einem Restaurateur so kostbarer alter Dinge (wobei ich das Wort „kostbar“ hier nur auf die Seele bezogen verwende, da ich nicht glaube, dass das Stück besonders wertvoll ist). Ich stöberte im Internet, zunächst in der näheren Umgebung, dann deutschlandweit, und wo wurde ich fündig? Wieder in der Nachbarschaft meiner Eltern.
Frau Carmen Sendelbach betreibt hier eine kleine Werkstatt für die Reparatur von Orient-Teppichen und war sofort bereit, sich unseren Patienten anzusehen. Der Termin war schnell organisiert und wurde mit einem Kaffeebesuch zuhause verknüpft. Die Reparatur selbst dauerte dann natürlich etwas länger, aber wir hatten ja keine Eile.
Und dann kam der Anruf, wir könnten den Gobelin abholen. Was für ein Zauberwerk. Sie hatte die Rückseite (der Gobelin war wie ein Bettbezug mit einer Rückwand aus Stoff versehen, die unten offen war) komplett entfernt und den Riss in mühsamer Kleinarbeit zusammengenäht, dann einen neuen Rücken aufgenäht, sodass das Ganze jetzt etwas an Stabilität gewonnen hat. Mit ihrer freundlichen Genehmigung habe ich hier ein Foto des Arbeitsvorgangs eingefügt.
Ich kann mich nur wiederholen: Es ist so gut, Freunde (und Familie) zu haben. Frau Sendelbach ist eindeutig eine der Personen, die uns im Laufe der Renovierung nicht nur begegnet, sondern in vierlerlei Hinsicht wertvoll geworden sind. Mehr dazu noch bei anderer Gelegenheit.